Lange setzte Europa auf den Export von Abfällen nach Asien und Afrika. Im Zuge des im April 2018 beschlossenen Kreislaufwirtschaftspakets etabliert sich nun in der Industrie mehr und mehr ein Bewusstsein für die Notwendigkeit des Rohstoff-Recyclings. Das Paket beinhaltet drei Kernziele: das Einsparen von Ressourcen, die minimale Erzeugung von Abfällen sowie eine CO2-arme Produktion. Zwar ist Deutschland Vorreiter in Sachen Müllsammlung und -trennung, allerdings setzt Recycling erst beim tatsächlichen Verwerten der gesammelten Abfälle ein. Derzeit werden nicht einmal 20 % der gesammelten Materialien in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt.
Herstellerverantwortung lautet deshalb das Stichwort. Das Prinzip geht davon aus, dass Produzenten ihre Güter nach dem Ende ihrer Nutzungsphase auch wieder zurücknehmen und umweltgerecht entsorgen. Ziel ist es, Hersteller zu einem abfallvermeidenden und recyclinggerechten Design ihrer Produkte zu motivieren und bei der Produktion einen gewissen Anteil an Sekundärrohstoffen zu verwenden. Derzeit basiert die Herstellerverantwortung allerdings lediglich auf einer freiwilligen Selbstverpflichtung, der noch zu wenige Hersteller nachkommen. Im Europäischen Parlament in Brüssel wird deshalb die Einführung einer Quote diskutiert, die einen Mindestanteil von Rezyklaten bei der Herstellung von Produkten festlegt.
In Deutschland gilt zumindest für Kunststoffverpackungen seit diesem Jahr eine Recyclingquote von 58,5 %. Bis 2022 soll sie sogar auf 63% steigen. Zudem möchte das Umweltbundesamt (UBA) die Kunststoffrecyclingquote perspektivisch auch auf andere Abfallströme anwenden, etwa auf Elektro- und Elektronikgeräte.
Auch seitens der Recyclingunternehmen werden Forderungen an die Politik laut: Recycling sei eine gesamtpolitische Aufgabe, das Voranbringen der Rohstoffwende oberstes Ziel. Es gibt erste Ansätze für die Etablierung eines ‚Nationalen Rat Recycling‘, der Ideen zum Thema Verwertung zwischen Kreislaufwirtschaft, Umweltverbänden, Wissenschaftlern und Industrie vermitteln und auf den Weg bringen soll. Es läge nicht zuletzt in der Verantwortung der Politik, Rohstoffe in Deutschland zu halten und so im Sinne der Nachhaltigkeit Energie und Emissionen einzusparen.