Die Zinnwald Lithium GmbH hat sich im Erzgebirge die Förderrechte für Bodenschätze gesichert und plant, jährlich 18.000 Tonnen hochreines Lithiumhydroxid für die Batterieproduktion herzustellen. Diese Menge könnte den Bedarf für etwa 800.000 Elektroauto-Batterien decken, da für ein Fahrzeug durchschnittlich 15 Kilogramm Lithiumhydroxid benötigt werden.
Die Lagerstätte Zinnwald/Cinovec zählt laut Sächsischem Oberbergamt zu den bedeutendsten in Europa und erstreckt sich über die deutsche und tschechische Grenze. Beide Länder führen umfangreiche geologische Untersuchungen durch. Für das Projekt sind Investitionen in Höhe von über 500 Millionen Euro geplant, die durch private Geldgeber aufgebracht werden sollen. Ob staatliche Fördermittel von Bund oder Land Sachsen bereitgestellt werden, ist derzeit noch unklar. Der Abbau soll Ende des Jahrzehnts beginnen.
Eigenen Angaben zufolge plant Zinnwald Lithium, vorhandene Infrastruktur zu nutzen, um den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Ein zentraler Bestandteil der Strategie ist die Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinden, Organisationen und Behörden, um langfristige Partnerschaften zu etablieren und eine enge regionale Vernetzung zu gewährleisten. Darüber hinaus soll die Förderung von Lithium in Zinnwald dazu beitragen, die mit dem Import aus weit entfernten Ländern verbundenen Kosten und CO₂-Emissionen zu vermeiden. Durch die Gewinnung und die Verarbeitung nach europäischen Umwelt- und Sozialstandards wird eine transparente und nachhaltige Lieferkette sichergestellt.
Der geplante Abbau könnte die Region sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich unterstützen: Das Projekt soll nicht nur bis zu 400 neue Arbeitsplätze schaffen, sondern auch bedeutende Steuereinnahmen generieren. Schätzungen zufolge könnte es während seiner Laufzeit mehr als zwei Milliarden Euro an Einkommenssteuern einbringen. Zudem plant Zinnwald Lithium, gezielt Nachwuchs auszubilden und so langfristig zur Fachkräftesicherung beizutragen.
Das in Zinnwald vorkommende Mineral Zinnwaldit wurde 1845 in Sachsen entdeckt und stellt eine vielversprechende Rohstoffquelle für Lithium dar. Im Vergleich zum häufiger abgebauten Spodumenerz bietet es ökologische Vorteile: Seine Aufbereitung erfordert weniger Energie, und zentrale Verarbeitungsprozesse können mit Wasser statt Säure durchgeführt werden. Das daraus gewonnene Lithiumhydroxid in Batteriequalität ist essenziell für die Elektromobilität, da es als Kernbestandteil von Lithium-Ionen-Batterien dient. Diese Batterien überzeugen durch ihre hohe Energiedichte und Effizienz und sind derzeit im Hinblick auf Lebensdauer, Kosten und Leistung im Elektrofahrzeugbau derzeit noch alternativlos. Mit der steigenden Nachfrage nach E-Autos wächst auch der Bedarf an Lithium, wodurch eine sichere und nachhaltige Versorgung zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Aufgrund seiner strategischen Bedeutung wurde Lithium 2020 von der EU als kritischer Rohstoff eingestuft – ein Hinweis auf potenzielle Risiken in der globalen Lieferkette. Weltweit betrachten viele Staaten die Versorgung mit essenziellen Rohstoffen auch als sicherheitspolitische Herausforderung. Eine lokale Förderung in Europa könnte die Abhängigkeit von Importen verringern und gleichzeitig eine nachhaltigere Rohstoffversorgung gewährleisten. Davon würde nicht nur die Automobilindustrie profitieren, sondern auch die wirtschaftliche Entwicklung der Region: Die Verfügbarkeit von regional produziertem Lithiumhydroxid könnte Unternehmen der Elektromobilitätsbranche anziehen und so dazu beitragen, die gesamte Wertschöpfungskette – von der Rohstoffgewinnung bis zur Batterieproduktion – an diesem Standort zu etablieren.
Quellen
- Zinnwald Lithium GmbH: Ein neues Kapitel in einer jahrhundertelangen Bergbautradition
- UV Sachsen: Lithium im Erzgebirge
- Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA): Die Batterie: Geladen mit Potenzial
- Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA): Rohstoffe für die Elektromobilität
- MDR: Lithium-Abbau im Erzgebirge frühestens ab 2028
- MDR: Lithium – strategischer und kritischer Rohstoff in Sachsen
- ZDF heute: Wer hebt den Milliardenschatz in Sachsen?
- REMONDIS Industrie Service: Kritische Rohstoffe: Recycling von Sonderabfällen vor weiterem Technologieschub
- BILD: Erzgebirge im „Goldrausch“