Was ist binee?
Binee leitet sich vom englischen Wort „bin“, das für Abfallbehälter oder Tonne steht, ab. Unsere binee ist eine Rückgabe-Tonne für Problemstoffe, die den Nutzer mit einem Dankeschön belohnt. Das System von binee besteht in einem Netzwerk von Sammelpunkten für Elektroaltgeräte („e-binee“), Altmedikamente („medibinee“) oder Handys („handybinee“).
Wir passen binees auf unterschiedliche Stoffströme an, deren Entsorgung noch immer problematisch ist, wie z. B. die e-binee für Elektrokleingeräte. Die Sammelraten liegen in Deutschland bei ca. 45 % und sind gleichbedeutend mit 200.000 Tonnen nicht gesammelten und deklarierten Kleingeräten im Jahr. Das EU-Sammel-Ziel für 2019 liegt wiederum bei 65 %.
Ähnlich problematisch ist die Sammlung von Altmedikamenten. 20 % der Bürgerinnen und Bürger entsorgen diese über die Kanalisation. Das ist ein enormes Problem für die Unternehmen der Wasserwirtschaft. Unsere jüngste Entwicklung, die „handybinee“, soll dabei helfen die 100 Millionen Altgeräte, die trotz aller Anstrengungen in Schubladen schlummern, zu sammeln.
Wie funktioniert binee?
Die binee-Boxen stehen an passenden Standorten wie z. B. in Elektrofachmärkten oder Apotheken und sind mit einem sogenannten „Nudge“, einem Belohnungssystem in Form eines Gutscheins, ausgestattet. Der Nutzer legt zunächst sein Altgerät in die Box. Auf dem e-binee-Display kann nun ein Gutschein ausgewählt werden. Mit Eingabe der E-Mail-Adresse und des Namens wird ein Gutscheincode erstellt und dem Nutzer zugesendet. Einige der Gutscheine können umgehend im Laden eingelöst werden, andere in unterschiedlichen Online-Stores. Ist eine binee-Box voll, so werden alle gesammelten Geräte zu unserem Recyclingpartner gefahren.
Martin Jähnert
- arbeitet mit binee an einer müllfreien Gesellschaft und betreibt mit dem Slow-Fashion-Label „Dreiklang“ einen Ansatz zur fairen regionalen Wertschöpfung.
- Als Lehrer, Wirtschaftsingenieur, Design Thinker und Qualitätsmanager hat er eine breite Ausbildung mit Industrieerfahrung, darunter bei vier DAX-Unternehmen.
- Er war unter anderem in das BMW CFK-Elektroautoprojekt i3 involviert, begleitete für Airbus in Toulouse das Erstflugprogramm des A350 in der Qualitätssicherung und gründete 2009 mit der Stiftung der Deutschen Wirtschaft den Verein „Schülerpaten Berlin e. V“.
- Seit 2015 baut Martin Jähnert mit binee ein smarteres, nutzerfreundliches System zur Mülltrennung und Ressourcenverwertung auf.
Wie kam es zur Idee?
Die Anfänge von binee liegen bei der Global Entrepreneurship Summer School 2014 der Münchner Hochschulen. Als Team aus fünf Ländern suchten wir nach Lösungen für das globale Müllproblem. Die Idee ein Belohnungs-Modell für Nutzer zu entwickeln, war geboren und wir waren motiviert diese Idee auch nach der Summer School weiterzuverfolgen. Für die Umsetzung sollte es nach Guatemala und Brasilien gehen. Die erste Projektzusage kam jedoch aus Hamburg und so wurden wir ein deutsches Unternehmen. Dann begann die Forschung und Entwicklung des Projektes und 2017 waren wir mit dem ersten Produkt und Service auf dem Markt.
Was motiviert das binee-Team?
Uns treibt die Vision einer enkeltauglichen Zukunft an oder konkreter: eine Welt, in der Kinder nur noch im Geschichtsunterricht vom Konzept „Müll“ lernen.
Welche Anforderungen wurden seitens Gesetz und Entsorgungsbranche an binee gestellt? Welche Hürden galt es zu überwinden?
Tatsächlich war das genaue Kennenlernen der Rechtslage für die Gründung entscheidend und dies hat auch eine ganze Weile gedauert. Die Sammlung und den Transport gesetzeskonform sicherzustellen waren dabei die Hauptpunkte. Gute Partner zur Zusammenarbeit zu finden, war eine weitere Herausforderung, gerade für ein junges Unternehmen wie binee.
Welche Kooperationspartner gibt es und wie konnte binee bei ihnen überzeugen?
Je nach Stoffstrom und Sammelort sammeln wir mit und für kommunale und/ oder private Entsorger.
Wo ist binee zu finden?
Die Sammelorte sind sehr unterschiedlich: nicht nur große Unternehmen nutzen uns, um der Belegschaft einen zusätzlichen Service zu bieten, auch in Handel, Apotheken und Krankenhäusern sind die binees gefragt. Viele Nutzer warten darauf, dass wir endlich auch zu ihnen kommen. Den Standort der nächsten Box finden sie auf unserer Website.
Welche Resonanz hat binee bisher seitens Kooperationspartner und Verbrauchern erhalten?
Die Leute schätzen es auf Augenhöhe abgeholt zu werden und ein recht einfaches System nutzen zu können. Das merken wir am Lob, aber auch an der Kritik, wenn mal ein Gutschein abgelaufen ist. Dann beschwert sich schnell jemand, der z. B. extra 30 Minuten mit dem ÖPNV unterwegs war. Das zeigt uns wie viel Mehrwert das binee-System den Nutzern doch bietet.
Die Kooperationspartner mussten unser System erst einmal kennenlernen, um ein Verständnis zu entwickeln. Inzwischen haben wir ziemlich tolle Gutscheinpartner auf jeder Box und es wird immer besser.
Was passiert nach der Sammlung durch binee? Wie kann eine ordnungsgemäße Entsorgung abgesichert werden?
Je nach Stoffstrom und Aufstellort gibt es unterschiedliche Varianten, auch weil manche Firmen bereits Entsorgungspartner haben, die binee dann integrieren. Bei der medibinee holt meist der kommunale Entsorger direkt beim Aufstellort ab und stellt die Verbrennung sicher. Bei den e-binees und handybinees geht es zur datenträgerzertifizierten Erstbehandlungsanlage, die zur Wiederverwendung vorbereitet bzw. schadstoffentlastet, zerlegt und zum Recycling vorbereitet.
Wie hoch ist die Recyclingrate, die mithilfe von binee erzielt wird?
Mit der medibinee geht es vor allem, um den Wasserschutz. Hier ist die thermische Verwertung der Medikamente der Entsorgungsstandard. Bei der e-binee und handybinee liegen wir bei nahezu 100 % Recycling und arbeiten daran, die Recyclingrate zu senken – zugunsten einer besseren Wiederverwendungsrate.
Welche Pläne und Ziele stehen für binee in den nächsten Monaten an?
Neben neuen Standorten und Kooperationen für e-binee und medibinee in Deutschland steht jetzt die Markteinführung der handybinee an. Die Gutscheinpartner werden zunehmend lokaler und auf jeder Box sind andere Gutscheine eingebunden. Die ersten internationalen Kunden werden bedient und bald kommt wohl die erste Investitionsrunde auf uns zu. Mit dem niederländischen Team von „E-Waste Race“ arbeiten wir daran, deren Sammelprojekt auch an deutsche Schulen zu bringen.
Vielen Dank für das Gespräch!