Illustration einer Niere (Foto: MdMunna (AdobeStock))
Im Bericht wird der Sonderabfallverbrennung eine "Nierenfunktion" zugeschrieben: Ausschleusen von Schadstoffen schützt Ökosysteme und ermöglicht Recycling
Foto: MdMunna (AdobeStock)

Branche Gefährliche Abfälle im Statusbericht der Kreislaufwirtschaft

Vor der IFAT untermauert der "Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft" den hohen Stellenwert von Sonderabfällen als Rohstofflieferant

Im Vorfeld der diesjährigen Umwelttechnologie-Messe IFAT Munich hat das Analyse- und Beratungsunternehmen Prognos AG Ende Januar den neuen „Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft“ herausgegeben. Initiiert und inhaltlich flankiert von insgesamt 15 Verbänden, Vereinen und Unternehmen unterzieht der Bericht zum inzwischen dritten Mal nach 2018 und 2020 die deutsche Kreislaufwirtschaft einer umfänglichen Bestandsaufnahme. Und widmet sich darüber hinaus den Herausforderungen und Lösungsoptionen, die hier für die unmittelbare Zukunft relevant werden.

Verdeutlicht wird dabei noch einmal, welche zentrale Rolle speziell der Entsorger-Branche bei der Reduzierung des Ressourcenverbrauchs (und somit nicht zuletzt bei der Umsetzung der Klimaziele) zufällt. Mit „Abfall ist eine Ressource“ bringt der Bericht das auf den prägnanten Punkt und verweist in diesem Zusammenhang zudem darauf, dass maßgeblich auch Sonderabfälle auf dieses Ressourcenpotenzial hin zu bewerten und als Rohstofflieferant zu nutzen sind.

Im Kapitel „Gefährliche Abfälle“ wird dieser Stellenwert ausgeführt und statistisch untermauert: 2021 wurden rund 26,8 Millionen Tonnen Sonderabfälle einer Verwertung unterzogen. Für die größten Mengen sorgten Abfälle aus Behandlungsanlagen, wobei öffentliche Abwasserbehandlungsanlagen einen Anteil von 34% des Gesamtvolumens ausmachten. Es folgten Bau- und Abbruchabfälle (31%) und Abfälle aus organisch-chemischen Prozessen (6%) respektive Ölabfälle oder solche aus flüssigem Brennstoff (5%).

Auf Deponien verbracht wurden 5,8 Millionen Tonnen (22%) gefährlicher Abfälle. Zu erwähnen ist, dass die Zahl der in Deutschland betriebenen Deponien seit längerem und aus verschiedenen Gründen rückläufig ist. 2010 gab es laut Statista noch 1.186 Deponien in Deutschland, 2021 waren noch 999 in Betrieb – davon 209 für gefährliche Abfälle.

Als „unverzichtbarer Baustein einer modernen und auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Gesellschaft“ wird vom Statusbericht die Sonderabfallverbrennung bewertet. Giftige oder gefährliche organische Verbindungen werden beim Verbrennungsprozess in Kohlendioxid und Wasser oder gasförmige und feste Komponenten umgewandelt; Schadstoffe werden eliminiert oder in unschädliche oder abscheidbare Bindungsformen überführt. Bis zu 1,6 Millionen Tonnen Abfälle werden so in Deutschland behandelt. Was das kreislaufwirtschaftliche Hauptziel, die „Vorbereitung zur Wiederverwertung“ angeht, bewegt sich der technische Standard der Anlagen im europäischen Spitzenfeld.

Ein weiteres Augenmerk richtet der Statusbericht auf den Stand des Recyclings von Elektrogeräten und Batterien. Neben wichtigen Rohstoffen (Metalle, Edelmetalle, Seltene Erden) enthalten beide Abfallfraktionen oft auch gesundheitsgefährdende Substanzen (z. B. Kadmium, Quecksilber, Blei) und zählen somit zu den Sonderabfällen. 2021 wurden in Deutschland rund 1 Mio. Tonnen Elektroaltgeräte gesammelt. Bei Altbatterien wurden 257.100 Tonnen einem Recyclingverfahren zugeführt und in Folge 215.400 Tonnen Sekundärrohstoffe (Blei, Schwefelsäure, Stahl, Ferromangan, Nickel, Zink Cadmium, Quecksilber) wiedergewonnen.

In ihrer Gesamtheit verdeutlichen diese Zahlen den hohen Stellenwert, den Sonderabfälle als Ressourcenlieferant einnehmen. Weitere Themenkomplexe des Sonderberichts widmen sich strukturellen Fragen oder solchen ökonomischer und gesetzlicher Rahmenbedingungen, etwa der Verschärfung des Chemikalienrechts und der damit einhergehenden Umschlüsselung von nicht gefährlichen zu gefährlichen Abfällen. Thematisiert sind außerdem Aspekte technologischer Innovationen bis hin zur zunehmenden Rolle von KI. Mit über 230 Seiten liefert der Statusbericht eine fundierte Basis, auf der die IFAT-Fachdiskussionen aufbauen können.

Quellen

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